Kunst am Deich

Skulpturenpfad rund um den Jadebusen – ein Mosaik in Wort und Bild

Entlang des Nordseeküsten-Radweges können rund um den Jadebusen an der Deichsicherungslinie sowohl die Sieben Tage der Schöpfungsgeschichte am Westufer des Jadebusens als auch sieben in Stein und Metall gearbeitete Darstellungen der Bewahrung der Schöpfung vor der Sintflut (Bewahrung der Schöpfung hinter dem Deich) entlang des östlichen Jadebusens bestaunt werden. Der Pfad endet derzeit mit der Darstellung des Turmbaus zu Babel bei Langwarden.Die Skulpturen sind die Arbeitsergebnisse der Bildhauersymposien am Deich. Initiator war Kulturkoordinator und Pfarrer i.R. Frank Klimmeck. „Es ist den beiden Deichbändern ein Anliegen, den Küstenbewohnern und den zahlreichen Gästen unserer Region einen Zugang zu den elementaren Vorausetzungen für ein Leben in diesem, in das Meer hineingerückten Raum zu verschaffen.“ Leenert Cornelius, Früsmer Ortgies.

Entstehung

Die sieben Skulpturen zum Thema „Die Sieben Tage der Schöpfung“ – Sieben SEH-Zeichen auf sieben SEE-Meilen“ entstanden im Expo-Jahr 2000 im Rahmen eines Bildhauersymposiums in Cäciliengroden. Das Symposium fand auf Initiative der evangelisch-lutherischen Christus-Kirchgemeinde in Sande-Cäciliengroden unter der Leitung von Pfarrer Frank Klimmeck statt. Vom 15. Juni 2000 arbeiteten die beteiligten Künstler Nicolei Deppe (Bremen), Ivo Gohsmann (Oldenburg), Norbert Pierdzig (Edewecht) und Thorsten Schütt (Horsten) unter freiem Himmel bei Wind und Wetter an ihren Skulpturen. Die Aktion stieß auf eine so große Resonanz, dass die Kunstwerke nach ihrer Fertigstellung entlang des Radwanderwegs am Jadebusen aufgestellt wurden.

Im Sommer 2002 fand die Idee vom Skulpturenpfad Kunst am Deich eine Fortsetzung. Auf der Deichbaustelle Augustgroden am östlichen Jadebusen entstanden durch die nahezu identische Künstlergruppe zum Thema „Die Sintflut – Bewahrung der Schöpfung hinter dem Deich“ weitere 7 Kunstwerke. Für den verhinderten Adrian Jähne sprang Butjatha (Moordorf) ein. Die Sintflut-Skulpturen wurden dann im Herbst 2003 entlang des Radwanderwegs am östlichen Jadebusen aufgestellt.

2010 wurde der Skulpturenpfad auf Initiative des Pfarrers im Ruhestand Frank Klimmeck um ein weiteres Kunstwerk ergänzt. Das Kunstwerk „Der Turmbau zu Babel“ – Die Hütte Gottes bei den Menschen“ am Feldhauser Deich in Langwarden bildet den vorläufigen Abschluss des Skulpturenpfades rund um den Jadebusen. Die Einweihung erfolgte im September 2010.


Westlicher Skulpturenpfad
Sieben Tage der Schöpfungsgeschichte

Der 1. Schöpfungstag – Mariensiel
1570 wurde ein Entwässerungssiel gelegt. Daraus entstand das Dorf mit Sielhafen. Eisenbahnstation und Flugplatz kamen später hinzu. Anfang des 20. Jahrhunderts avancierte das Dorf sogar zum Villenvorort und erlebte einen Höhenpunkt als „Nordsee- und Luftkurort“. 1995 wurde das 425-jährige Dorfjubiläum gefeiert.
Nicolei Deppe, Bremen – Licht und Finsternis

Der 2. Schöpfungstag – Cäciliengroden
1844 wurde das Land eingedeicht und nach der Großherzogin Cäcilie von Oldenburg benannt. In grauer Vorzeit wurde das fruchtbare Land schon einmal dem Meer abgerungen bis es in den Sturmfluten des 16. Jahrhunderts unterging.
Adrian Jähne, Görlitz – Die Feste – Der Himmel

Der 3. Schöpfungstag – Dorf Cäciliengroden
1938 wurde der Ort mit 360 Wohnungen buchstäblich aus dem Boden gestampft, um Arbeitskräfte für die Marinewerft in Wilhelmshaven anzusiedeln. Das Dorf mit den Siedlungshäusern ist heute durch die ruhige Lage am Nationalpark im Schutze des sicheren Deiches ein attraktiver Wohnstandort.
Thorsten Schütt, Horsten – Erde und Meer – Die Pflanzen

Der 4. Schöpfungstag – Schwarzes Brack
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde gerade dieses Hinterland durch schwere Sturmfluten heimgesucht. Das sogenannte Schwarze Brack war tiefgründig und häufig überflutet. Es trennte die Menschen im Norden von denen im Süden des heutigen Landkreises Friesland. Deichbau und Entwässerung haben dieses sichere Land entstehen lassen.
Jo und Jutta Klose, Nordhorn – Sonne, Mond und Sterne – Die Lichter

Der 5. Schöpfungstag – Petersgroden
Ellenserdamm, heute Bestandteil eines Ortsnamens. Ursprünglich ein Damm, von Menschen errichtet im Kampf mit den „Blanken Hans“ um Land und Sicherheit des eigenen Lebens. Ein aufmerksamer Gang durch den Ort Ellenserdammersiel läßt noch heute Spuren dieser Auseinandersetzung erkennen, die 400 Jahre zurückliegt. Der heutige Petersgroden war früher ein Teil des Jadebusens.
Ivo Gohsmann, Oldenburg – Die Tiere im Wasser und in der Luft

Der 6. Schöpfungstag – Petershörn
Der angrenzende Groden mit dem Dangaster Binnentief dient als Speicherpolder für den Betrieb des Schöpfwerks Petershörn mit dem Dangaster Siel. Die Klei-Abbauflächen (Pütten) werden der natürlichen Entwicklung überlassen und sind für den Naturschutz von hoher Bedeutung. Insgesamt ist der gesamte Groden Naturschutzgebiet.
Norbert Pierdzig, Edewecht – Die Tiere des Feldes. Der Mensch


Der 7. Schöpfungstag – Dangast
Das geologische Erscheinungsbild in dem Nordseebad- und Künstlerort Dangast ist einmalig an der gesamten Nordseeküste. Ein nach Nordosten verlaufender Geestrücken reichte bis an den Jadebusen heran. Westlich und östlich von Dangast breitet sich die Marschlandschaft aus. Moorgebiete wie in Dangastermoor und Jethausermoor sind inzwischen weitgehend kultiviert.
Eckart Grenzer, Oldenburg – Und Gott segnete den siebten Tag


Östlicher Skulpturenpfad

8. Sintflut des Nordens – Vareler Siel
Vor etwa 300.000 Jahren bedeckte Gletschereis mit einer Stärke von 100 m und mehr auch unseren Küstenraum. Das nördliche Niedersachsen läge ohne das vom Gletschereis mitgeführte Geschiebe in der Nordsee. In den Staubecken vor dem zurückweichenden Eisrand hat sich in unserem Raum der berühmte „Lauenburger Ton“ abgelagert, aus dem der Klinker gebrannt wird.
Eckart Grenzer, Oldenburg – Die Sintflut des Nordens – Die Eiszeit

9. Sollte Gott gesagt haben? – Wapeler Siel
Der erste Jadebuseneinbruch erfolgte in der Julianenflut 1164. Die Sturmfluten des 15. Jahrhunderts erweiterten den Meereseinbruch. Es entstand ein weit ins Hinterland reichender Wattstrom, die Friesische Balje, die zunächst auch bei Niedrigwasser eine große Wassertiefe besaß. Mit fortschreitender Verlandung konnten aber bereits im 16. Jahrhundert Teile zurückgedeicht werden. 1822 wurde ein Deich in der jetzigen Linie gelegt. Dieser erhielt zur Entwässerung des Binnenlandes zwei Siele.
Norbert Pierdzig, Edewecht – Sollte Gott gesagt haben? – Der Zweifel als Ursprung des verlorenen Paradieses

10. Bruders Hüter ? – Schweiburg am Deich
Vor Schwei und Jade waren ursprünglich keine Deiche erforderlich. Ein Deichschutz musste erst geschaffen werden, nachdem mit dem tieferen Jadebuseneinbruch die Hochmoore weggespült waren. Die ersten Deiche schlossen weit im Hinterland an das verbliebene Hochmoor an: von Westen in Kurzendorf und von Norden in Rönnelmoor. Der seewärtig gelegene Groden (= Vorland), die „Schweiburg“, wurde erst im 17. und 18. Jahrhundert im Verlauf der jetzigen Bäderstraße bedeicht.
Nicolei Deppe, Bremen – Soll ich der Hüter meines Bruders sein? – Der Brudermord als Folge des Vertrauensbruch

11.  Die Große Flut – Augustgroden
Der Groden ist aus Sinkstoffen des Meeres entstanden, „gewachsen“ (englisch: to grow = wachsen, anwachsen). Er wird landwirtschaftlich genutzt. Liegt er außendeichs, spricht man von Aussengroden (Außendeichsland, Vorland, Umweide, in Ostfriesland:Heller). Ein Sommergroden ist durch einen niedrigen Deich vor Sommersturmfluten geschützt. Der Binnengroden liegt im Schutz des Hauptdeiches (in Schleswig-Holstein: Koog, in Ostfriesland: Polder).
Jo und Jutta Klose, Nordhorn – Die große Flut – Die Welle

12.  Die Arche – Beckmannsfeld
Der für den Deichbau benötigte Kleiboden wird in Pütten oder Püttlöchern gewonnen. Im Aussengroden (= Deichvorland) angelegte Pütten, die durch kleine Gräben mit dem davor liegenden Watt verbunden sind, schlicken im Laufe der Zeit wieder auf. Mit jeder Flut setzt das einströmende schlickhaltige Wasser seine Schwebstoffe ab. Pütten im Binnenland bleiben dagegen als Wasserlöcher erhalten.
Thorsten Schütt, Horsten – Die Arche – Bewahrung der Kreatur

13. Die Taube – Eckwarder Siel
Siele sind als Durchlässe im Deich unverzichtbar, um das überschüssige Wasser aus dem eingedeichten Binnenland in das Meer abzuleiten. Das oder der Siel hat Tore, die sich durch den Druck des Wassers selbstständig schließen, wenn bei Flut das Außenwasser über den Binnenwasserstand steigt. Ebenso öffnen sie sich von selbst, wenn bei Ebbe der Außenwasserstand unter den Binnenwasserstand sinkt.
Butjatha, Moordorf – Die Taube – Neues Land in Sicht

14. Der Regenbogen – Eckwarder Hörne
Eckwarder Hörne hat seinen Namen von dem spitzen Winkel, in dem der Deich in den Jadebusen springt. Schwere Seebuhnen sichern den Deich. Vor den Buhnenköpfen ist das Wasser etwa 20 m tief. Mit dem Jadevertrag von 1852/ 1853 erwarb Preußen von Oldenburg Eckwarder Hörne, deshalb früher auch „Preußeneck“, in einer Größe von 15.000 m², um hier die zur Erhaltung des Jadefahrwassers wichtigen Seebuhnen zu bauen.
Ivo Gohsmann, Oldenburg – Der Regenbogen – Bindung zwischen Himmel und Erde als Prinzip Hoffnung

 

15.  Turmbau zu Babel – die Hütte Gottes bei den Menschen-
-Feldhauser Deich
Die Völkerfamilie in der Vielfalt ihrer Sprachen, Religionen und Kulturen im Mosaik der Erde.

Konzept: Frank Klimmeck, Pfr. i.R.
Projektierung: Horst Langner – Kinder, Jugendliche, Handwerker, Techniker,
Architekturbüro Bendig & Wessels, Nordenham